Schornsteinfeger als Strategen im Brandschutz
Schornsteinfeger als Strategen im Brandschutz
Wie ein Handwerk neue Märkte erschließt – und Feuerwehrhäuser schützt
Wenn die Sirenen heulen, rücken die Feuerwehren aus. Doch was, wenn es im Feuerwehrhaus selbst brennt? Was nach einem Randproblem klingt, hat in den vergangenen Jahren mehrfach für Schlagzeilen gesorgt. In Hessen etwa stand 2024 ein neu gebautes Gerätehaus mitsamt Fahrzeugen in Flammen – Schaden in Millionenhöhe.
Die Ursache: meist Akkus und Ladegeräte. Werkzeuge, Atemschutztechnik, Funkgeräte – fast alles läuft heute über Batterien. Und wo viel geladen wird, steigt das Risiko.
Genau an diesem Punkt treten Schornsteinfeger auf den Plan – allerdings nicht mit Rußbesen und Kehrgerät, sondern als zivile Brandschutztechniker. In Varel (Niedersachsen) hat ein Fachbetrieb das getan, woran viele Kommunen bislang nicht denken: Er hat das Feuerwehrhaus und die Fahrzeuge selbst mit einer modernen Rauchwarnanlage abgesichert.
Frühwarnsystem für Millionenwerte
Verbaut wurden rund 30 Melder vom Typ Ei650 mit Funkmodul. Nicht nur im Gebäude, sondern auch direkt in den Löschfahrzeugen – in Mannschaftskabinen und Gerätekammern. Ein Telefonwahlgerät mit Mobeye-4G-SIM sorgt dafür, dass im Ernstfall sofort Alarmmeldungen an die Handys der Feuerwehrleute gehen.
„Die Technik erkennt Rauch dort, wo er entsteht – noch bevor die Deckenmelder in der Halle reagieren können“, erklärt Stadtbrandmeister Bernd Steffen. So lässt sich sogar ein Schwelbrand in einem geschlossenen Gerätefach rechtzeitig stoppen. Jeder Alarm ist klar zuordenbar: Welches Fahrzeug, welche Position – das spart wertvolle Minuten.
Vom Kehrer zum Taktiker
Das Projekt zeigt: Schornsteinfeger sind längst mehr als das, was viele noch im Kopf haben. Sie sind Taktiker des vorbeugenden Brandschutzes – mit Know-how, das in dieser Form kaum ein anderes Gewerk bietet. Für Kommunen bedeutet das: mehr Sicherheit mit überschaubarem Budget. Die Investition in Varel lag im mittleren vierstelligen Bereich, die geschützten Fahrzeuge kosten jeweils ein Vielfaches.
Und für das Handwerk eröffnet sich ein Zukunftsmarkt: Jährliche Wartungsverträge sichern wiederkehrende Aufträge, moderne Tools wie der AudioLink von Ei Electronics machen die Kontrolle effizient und rechtssicher.
Mehr als Feuerwehrhäuser – Schornsteinfeger im Brandschutz
Feuerwehrhäuser sind nur ein Beispiel. Das Schornsteinfegerhandwerk hat im Brandschutz viele weitere Einsatzfelder:
• Regelmäßige Feuerstättenschauen sorgen dafür, dass Mängel früh erkannt und Risiken vermieden werden.
• Prüfung von Lüftungs- und Abgasanlagen verhindert Rückstau, Vergiftungen und Brände durch Fehlfunktionen.
• Kontrolle von Schornsteinen und Abgasleitungen schützt nicht nur Wohnhäuser, sondern auch Gewerbe- und Industriebauten.
• Beratung zu Rauchwarn- und CO-Meldern in Privathaushalten ist längst Standard – und rettet nachweislich Leben.
• Begutachtung von Heizräumen und Brennstofflagern (z. B. Pelletlager) verhindert gefährliche Schwelbrände und Explosionen.
Alle diese Aufgaben zeigen: Brandschutz ist das Fundament unseres Handwerks. Er darf im Alltag nicht aus dem Blick geraten – weder für uns als Fachbetriebe noch für Politik und Gesellschaft.
Ein Geschäftsfeld mit Zukunft
Das Beispiel Varel ist mehr als ein Einzelfall. Brände durch Akkutechnik werden zunehmen, Feuerwehrhäuser sind längst nicht die einzigen Gebäude mit erhöhtem Risiko. Überall dort, wo Ladegeräte und kritische Technik im Einsatz sind, können Schornsteinfeger ihr Wissen einsetzen – von Bauhöfen über Rettungswachen bis hin zu Industrieanlagen.
„Das ist ein Geschäftsfeld mit Zukunft“, sagt Andreas Walburg, Fachberater Brandschutz und Pressesprecher im LIV Niedersachsen. „Wir Schornsteinfeger bringen die Kompetenz und die Erfahrung mit, um Kommunen und Betriebe beim vorbeugenden Brandschutz professionell zu unterstützen.“
(WA)
Zukunft im Schornsteinfegerhandwerk
Zukunft im Schornsteinfegerhandwerk: Landesleistungswettbewerb 2025 in Niedersachsen
Am 19. und 20. September 2025 fand der Landesleistungswettbewerb des Schornsteinfegerhandwerks in Niedersachsen statt. Fünf Nachwuchskräfte aus Niedersachsen und Bremen stellten sich den anspruchsvollen Prüfungen. Geprüft wurden sowohl schriftliche Kenntnisse als auch praktische Fertigkeiten – von der Ölmessung und Abgaswegüberprüfung über die Überprüfung von Dunstabzugshauben bis hin zum Kundengespräch.
Die Ergebnisse im Überblick:
Platz 1: Falk Mittendorf (Innung Braunschweig, betreut von Christian Malak)
Platz 2: Tom Robben (Innung Osnabrück-Emsland, betreut von Andreas Walburg)
Platz 3: Rikus De Vries (Innung Ostfriesland, betreut von Sven Konrads)
Außerhalb der Wertung: Kira Laurin-Birk (Innung Lüneburg, betreut von Heiko Wasner)
Außerhalb der Wertung: Amirali Khaksari (Innung Bremen, betreut von Mike Timmermann)
Damit kamen drei der fünf Teilnehmer in die Wertung.
Landesinnungsmeister Herr Langer begrüßte die Teilnehmer, Gäste, den Prüfungsausschuss sowie die anwesenden Obermeister. In seiner Ansprache machte er deutlich, welche Bedeutung das Schornsteinfegerhandwerk für die Gesellschaft hat. Mit über 30.000 Kundenkontakten täglich ist das Handwerk ein wichtiger Partner in den Bereichen Brandschutz, Betriebssicherheit sowie Energie- und Klimaberatung.
„Wir sind als Handwerk flächendeckend präsent, beraten unsere Kunden neutral und leisten damit einen wichtigen Beitrag für Sicherheit und Klimaschutz. Dafür brauchen wir gut ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie zukünftige Betriebsinhaber“, so Langer.
Der Wettbewerb hat gezeigt: Der Nachwuchs ist bestens vorbereitet und bringt viel Fachwissen, praktisches Können und Motivation für die Zukunft des Handwerks mit. (WA)
Europäischer Austausch im Schornsteinfegerhandwerk
Österreichische Delegation zu Gast in Niedersachsen
Der europäische Austausch im Schornsteinfegerhandwerk gewinnt zunehmend an Bedeutung. Dies zeigte sich erneut am ersten Septemberwochenende, als eine Delegation aus Wien und Niederösterreich nach Niedersachsen reiste. Ziel des Besuchs war es, den Austauschlehrling Dominik Schicho in seinen Einsatzbetrieb zu begleiten und zugleich Einblicke in die Strukturen und Innovationen des Schornsteinfegerhandwerks in Niedersachsen zu gewinnen.
Zur Delegation gehörten Vertreter des österreichischen Handwerks:
• Michael Cesnek, stellvertretender Landesinnungsmeister Wien und Techniker der Bundesinnung
• Franz Sitner, Lehrer der Berufsschule Niederösterreich
• Gerald Müller, Direktor der Berufsschule Niederösterreich
• Markus Pirringer, stellvertretender Landesinnungsmeister und Lehrlingswart Niederösterreich
Fachlicher Auftakt im Innovationszentrum
Nach Empfang am Flughafen und einem gemeinsamen Frühstück startete das Fachprogramm im Bildungs- und Innovationszentrum des Schornsteinfegerhandwerks Niedersachsen/Bremen in Hannover.
Landesinnungsmeister Stephan Langer führte die Gäste zunächst durch das Zentrum und stellte anschließend den Landesinnungsverband Niedersachsen vor. Dabei ging es nicht nur um Strukturen und Aufgaben des Verbandes, sondern auch um die Rolle Niedersachsens als Motor im europäischen Austausch.
Im Anschluss berichtete Marius Miehe über die Gegenwart und Zukunft des Schornsteinfegerhandwerks. Zentrale Themen waren die großen Aufgaben im Bereich Lüftungstechnik, Wärmepumpen und Brandschutz. Deutlich wurde: Diese Themen machen nicht an Ländergrenzen halt. Sie erfordern europaweite Zusammenarbeit und einheitliche Ausbildungsstandards.
Gemeinsame Ziele in Ausbildung und Innovation
Im Verlauf der Gespräche kristallisierte sich eine klare Erkenntnis heraus: Österreich und Deutschland verfolgen dieselben Ziele – sowohl in der Berufsausbildung als auch bei der Weiterentwicklung des Handwerks. Europa wächst auch im Schornsteinfegerhandwerk enger zusammen.
Niedersachsen nimmt hierbei seit über 15 Jahren eine Vorreiterrolle ein: Erste Austauschprogramme begannen mit Polen, inzwischen pflegt der Landesinnungsverband enge Partnerschaften mit Österreich. „Wir profitieren enorm voneinander – fachlich wie menschlich – und sind stolz auf diese Zusammenarbeit“, so der Tenor der Gastgeber.
Kultur und Praxis hautnah
Zum Programm gehörte selbstverständlich auch, den Gästen ein Stück niedersächsische Kultur zu vermitteln. Ein Stadtrundgang durch Hannover rundete den Aufenthalt ab. Darüber hinaus durfte Austauschlehrling Dominik Schicho im Betrieb von Andreas Walburg mitarbeiten. Walburg, der seit 2019 als Mentorbetrieb Teil des Austauschprogramms ist, übernahm nicht nur die Gastfreundschaft für 2 Wochen, sondern bot auch wertvolle Einblicke in die praktische Arbeit vor Ort.
Fazit
Der Besuch der österreichischen Delegation unterstreicht, wie wichtig europäische Zusammenarbeit für das Schornsteinfegerhandwerk ist. Gemeinsame Ausbildungsziele, der Austausch von Know-how und die Bewältigung zukünftiger Herausforderungen wie Wärmewende, Lüftungstechnik und Brandschutz können nur im europäischen Kontext erfolgreich gestaltet werden. Niedersachsen hat hierbei eine Vorbildfunktion übernommen – und wird diesen Weg weiter entschlossen gehen.
Zukunft mit Sicherheit 51 Schornsteinfeger starten los
Neue Gesellen in der „schwarzen Zunft“:
51 Schornsteinfegerinnen und Schornsteinfeger in Niedersachsen freigesprochen
Ende August war es soweit: Für 51 angehende Schornsteinfegerinnen und Schornsteinfeger aus Niedersachsen endete ihre dreijährige Ausbildung mit einem feierlichen Höhepunkt. In allen acht Innungen des Landes wurden Hoffeste und Freisprechungsfeiern veranstaltet, bei denen die frischgebackenen Gesellinnen und Gesellen offiziell in die traditionsreiche „schwarze Zunft“ aufgenommen wurden.
Begleitet von Familie, Freunden und Wegbegleitern nahmen sie ihre Gesellenbriefe entgegen – das Ticket in ein Handwerk, das nicht nur Glück bringt, sondern auch Zukunft sichert. Der Landesinnungsverband Niedersachsen zeigte sich stolz über den engagierten Nachwuchs: „Kaum ein Handwerk ist derzeit so gefragt wie das Schornsteinfegerhandwerk. Wir freuen uns, dass junge Menschen diesen Weg gewählt haben.“ so der Landesinnungsmeister Stephan Langer
Denn die Aufgaben der Schornsteinfegerinnen und Schornsteinfeger reichen längst über den klassischen Brandschutz hinaus. Sie sind heute erste Ansprechpartner, wenn es um Betriebs- und Gebäudesicherheit, Energieberatung oder moderne Lüftungsanlagen geht. Ob Brandschutz, Klimaschutz oder Energiesparen – die Fachleute in Schwarz sind neutrale Partner, die Sicherheit ins Haus bringen und dabei auch den Geldbeutel schonen.
Mit dieser Vielseitigkeit gilt das Schornsteinfegerhandwerk als zukunftssicher und attraktiv – nicht zuletzt für junge Menschen, die einen Beruf mit Tradition, Perspektive und Verantwortung suchen.
„Wir brauchen Nachwuchs wie euch“, hieß es bei den Feiern immer wieder. Und die neuen Gesellinnen und Gesellen ließen sich gebührend feiern – als Glücksbringer einer Branche, die mit Optimismus in die Zukunft schaut.